Konzert mit dem neu gegründeten „Jungen Kammerchor“ in St. Lullus-
Sturmius
VON UTE JANSSEN

Mittwoch, 15. März 2023, Hersfelder Zeitung / Lokales

Bad Hersfeld – Ein echtes Klangvergnügen bereitete der erst vor Kurzem gegründete „Junge Kammerchor“ aus Eschwege dem Publikum in der Bad Hersfelder Kirche St. Lullus-Sturmius. Unter der Leitung von Bezirkskantorin Susanne Voß (die auch an Orgel und Klavier zu hören war) und Regionalkantor Ludwig Zeisberg verwandelten die sieben größtenteils sehr jungen Sängerinnen und Sänger die Kirche mit ihrem musikalischen Abendlob in einen wahren Klangraum. An zwei Stellen, in traditionellen Abendhymnen, war das Publikum auch zum Mitsingen eingeladen.

Sorgfältig ausbalanciert und feinfühlig intoniert, mit leuchtend warmem, feinem und dennoch raumfüllendem Klang verzauberten Teresa Giller, Antonia Salzburger, Aliena Zbierski und Katharina Hämmerling (Sopran), Anne-Rike Preiß (Alt), Ludwig Zeisberg (Tenor) sowie Christian Henne (Bass) die Zuhörerinnen und Zuhörer mit Chormusik der Romantik und der Moderne. Dabei griffen sie sowohl Traditionen des tagesgliedernden Stundengebets auf, das vor allem in klösterlichen Gemeinschaften eine wesentliche Rolle spielt, als auch Elemente des anglikanischen „Evensongs“, der vor allem in den Werken von John Rutter, Philipp Moore, Moses Hogan und George Dyson durchschien. Besonders reizvoll geriet Thomas Gabriels „Te lucis ante terminum“ („Bevor des Tages Licht vergeht“), in dem der lateinische Text des alten Hymnus mit Versen aus dem Abendgebet „Müde bin ich geh’ zur Ruh“ verwoben wird. Hier wurden die Klanggruppen Sopran und Mittel- beziehungsweise tiefe Stimmen einander auch durch die Positionierung der Sängerinnen und Sänger wirkungsvoll gegenübergestellt. Eine sehr eigentümliche Harmonik kennzeichnete Peter Planyavskys Vertonung des 269. Psalms, in dem das Wort „Lobet“ eine zentrale Rolle spielte, während der nordisch-herbe Charme von „Heyr, himna smidur“ des isländischen Komponisten Porkell Sgurbjörnsson einen weiteren reizvollen Akzent setzte.

Monsignore Bernhard Schiller ergänzte das musikalische Abendlob durch philosophisch-theologische Betrachtungen zu den Themen Zeit und Abend. So betonte er, dass gerade auch die Passionszeit als „Abend“ verstanden werden könne, der in die dunkelste Stunde münde. Trotz allem bleibe die Hoffnung auf das was nach der „Nacht der Nächte“, der Osternacht, noch komme lebendig. Schiller ließ seine Überlegungen in ein Zitat der jüdisch-katholischen Philosophin und Ordensschwester Edith Stein münden, die schrieb: „Mein Leben beginnt jeden Morgen neu und endet jeden Abend; Pläne und Absichten darüber hinaus habe ich keine; das heißt, es kann natürlich zum Tagewerk gehören vorauszudenken, aber eine Sorge für den kommenden Tag darf es nie sein.“

Mit Felix Mendelssohn-Bartholdys „Verleih uns Frieden“ setzten die Mitglieder der Jungen Kantorei einen berührenden Schlusspunkt auf ein gelungenes und sehr reif und rund anmutendes Programm, das große Lust auf weitere Konzerte mit diesem Ensemble macht.

Berührendes musikalisches Abendlob

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